Tao und Zen in den feinen
asiatischen Bewegungskünsten

Kampfkunst - Taijiquan - Yin Yoga

Die Mitte bewahren

Wer andere kennt, ist klug;
wer sich selbst erkennt, ist weise.

Wer andere bezwingt, ist stark;
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.

Wer sich durchsetzt, ist willensstark;
wer sich begnügt, ist reich.

Wer seine Mitte nicht verliert, hat Dauer.
Wer auch
TTK 33

Willkommen

Der Nutzen des Nichtseienden

Dreißig Speichen umgeben eine Nabe:
eben dort, wo nichts ist,
liegt des Rades Brauchbarkeit.
Man knetet Ton zurecht, so dass ein Topf entsteht:
eben dort, wo nichts ist,
liegt des Topfes Brauchbarkeit.
Man meißelt Tür und Fenster aus,
so das ein Haus entsteht:
eben dort, wo nichts ist,
liegt des Hauses Brauchbarkeit.

Darum:
Das Seiende zeigt seinen Nutzen
im Gebrauch erst durch das Nichtseinende.
TTK 11

Willkommen

Was ist das Tao?

Tao ist etwas ganz Grundsätzliches, Wesentliches. Man könnte es auch den Urgrund allen Seins nennen, aber auch den Urgrund unseres Seins.

Die Sinologen übersetzen oder umschreiben diesen chinesischen Begriff mit den Wörtern Sinn oder Weg. Dabei ist nicht der Weg im Sinne von einer Straße gemeint, sondern eher der Lebensweg, den ich gehe, oder die Einstellung zu diesem Weg. Den äußeren Weg (das Leben), meine Sichtweise darauf und das Lebensziel ist, im besten Fall, eine Einheit. Kurz zusammengefasst:

Der Weg, ich und das Ziel ist eins.

Was sind denn die feinen asiatischen Bewegungskünste? Ich habe lange mit der richtigen oder verständlichen Umschreibung gerungen. Hätte man nicht auch sagen können: in den asiatischen Sportarten oder etwas altbacken: Leibesübungen? Aber es geht eben nicht um Sport im Sinne von höher, schneller und weiter. Es geht eben genau nicht darum, mit Metermaß und Stoppuhr zu agieren. Ich meine genau diese Bewegungskünste, die nicht gänzlich veräußert wurden und dem Diktat reiner Leistungssteigerung und Körperoptimierung unterworfen sind. Es geht um menschliches Reifen, charakterliches Wachsen, um Einklang, Zufriedenheit und Güte. Es geht um Frieden mit sich selbst, um Frieden mit der Welt und ganz wichtig, es geht um Freude.

Kenne das Männliche, bewahre das Weibliche,
so wirst du zum Strombett der Welt,
Bist du das Strombett der Welt,
verlässt dich die höchste Wirkkraft nicht,
und kehrst wieder heim zum Kindlein.
TTK 28

Bei welchen feinen asiatischen Bewegungskünsten finden wir noch diese Inhalte?

Da ist die große Gruppe der Kampfkünste im starken Gegensatz zu den Kampfsportarten. Damit meine ich alle, die das Prinzip Do (Do ist das japanische Wort für das chinesische Tao!) nicht nur noch im Namen tragen, sondern es lehren und leben. Taijiquan und Qigong sind klassische chinesische Vertreter. Yin Yoga gehört auch dazu. Aber da gibt es große Unterschiede zwischen einen reinem Körperyoga oder einer Yogapraxis mit tieferem spirituellen Anspruch (das brennende Räucherstäbchen genügt ganz und gar nicht). Wichtig ist: es kommt nicht so sehr auf den Namen (Verpackung) an, sondern was drin ist. Und das meint: wie wird es gelehrt? Da bleibt einem eine praktische gründliche Prüfung nicht erspart! Die meisten feinen asiatischen Bewegungskünste bleiben namentlich unerwähnt. Fühle dich aber trotzdem angesprochen, wenn du dich in den Inhalten wiedererkennst.

Die Quelle aus der diese lebenspraktischen Sichtweisen sprudelt sind in erster Linie der wunderbare Taoismus der Meisters Lao-tse und Dschuang Dsi und die Weisheitsgeschichten aus dem Zen.

Unterschiedliche Schreibweisen:

Die resultieren aus den unterschiedlichen Transkriptionen: Tao, ist die ältere Wade-Giles Umschrift und Dao ist Pinyin. Dschuang Dsi oder Tschuang-Tse = Wade Gilles und Zhuangzi = Pinyin. Tai Chi Chuan = Wade Gilles und Taijiquan = Pinyin. Lass dich da nicht verwirren. In meinem Schreibtext benutze ich die Wade-Gilles Umschrift und in den Quellentexten, so wie es in den Büchern geschrieben steht.

Die Kraft des Nicht-Tuns

Das Allerweichste der Welt
bezwingt das Allerhärteste der Welt.

Das Nicht-Seiende dringt ein
in das lückenlos Undurchdringbare.

Daran erkenne ich
der Wert des Nicht-Tuns.

Lehren ohne Worte,
beim Tun im Nicht-Tun verweilen,
nur wenige erreichen es in der Welt.
TTK 43

Atmung

Der Atmung wird in allen feinen Bewegungskünsten größte Aufmerksamkeit geschenkt, warum? Atmen ist nicht einfach nur Luft einsaugen und auspressen. Jeden Menschen erkennt man an seiner Atmung. Ein ausgeglichener, glücklichzufriedener Mensch atmet anders als ein ängstlicher oder zorniger Mensch. Die Inder nennen den Atem Prana, die Japaner Ki und die Chinesen Qi (Chi) und meinen alle dasselbe: kosmische, universelle Energie. Ein schönes deutsches spirituelles Wort für Atem, was dann auch den taoistischen Begriffen inhaltlich sehr nahe kommt, ist Odem. Im Atemprozess vollziehen sich der Rhythmus und die Harmonie von Ausatmung (Sterben) und Einatmung (Leben). Tod und Leben sind aufs engste miteinander verbunden. Ohne Ausatmung keine Einatmung und umgekehrt. Wahres Leben bedeutet (Ab)Sterben/ Loslassen der Vergangenheit, und damit frei, leer werden für ein neues (Er)Leben.

Atmung

Kannst du deine Seelenkräfte vereinigen, das Eine umfangen
und so ungeteilt sein?
Kannst du deine Atemkraft sammeln,
zur Weichheit gelangen
und so wie ein Kindlein sein?
Kannst du klären und läutern
dein inneres Schauen
und so ohne Irrtum sein?
TTK 10

Unser Atem verbindet uns mit der Welt und unser Atem hält uns am Leben.

Wir müssen uns nur vergegenwärtigen, dass wir viele Tage ohne feste Nahrung auskommen können. Auch ohne Flüssigkeit kann der Mensch viele Stunden überleben. Ohne Atem sind es nur Minuten, die wir überleben! Die Sichtweise, unseren Atem als Nahrungsaufnahme zu sehen, ist dabei sehr hilfreich. Alle bewussten Menschen bemühen sich um gute, reine, möglichst vollwertige und naturbelassene Nahrung. Und so sollten wir uns auch bemühen, gut und rein zu atmen. In den meisten feinen Körperkünsten wird von Bauchatmung, tiefer Atmung oder Vollatmung gesprochen. Das ist das erste Prinzip, atmen in den Unterbauch. Diese Art der Atmung erdet dich, bringt dich in deine Mitte und versorgt dich, wenn deine Atmung tief ist, mit reichlich Energie. Natürlich muss deine Atmung immer deinen Bewegungen angepasst werden. Übst du dich eher in den ruhigeren Systemen, ist deine Atmung dementsprechend ruhig. Bist du z. B. eher in den aktiven Kampfkünsten zuhause, musst du deine Atmung dynamisieren. Wichtig ist aber immer, zur ruhigen tiefen Bauchatmung zurückzukehren. Die von den meisten Menschen praktizierte Brustatmung ist die unnatürlichste Form des Atmens. Sie ist eine Zivilisationskrankheit und erschwert den Zugang zu den tieferen Schichten des Bewusstseins und ist das Einfallstor vieler Krankheiten.

Die Bauchatmung ist dein Zuhause und, wenn richtig praktiziert, bringt sie dich in deine Mitte und somit in tiefe Zufriedenheit.

Wo bekommen wir reine Luft zum atmen her? Alle, die auf dem Land leben oder naturnah, sind da im Vorteil. Hier ist die Luftqualität auf jeden Fall besser, als in einer Großstadt. Aber nicht verzagen, sondern kreativ werden, übrigens ein gutes und gesundes Motto fürs ganze Leben. Finde auch in der Großstadt deine Atemoase: Z.B. im Stadtpark, oder im nächstgelegenen Wald oder auf freien Feldern. Auch kannst du während eines Tages dir deine „beste“ Luftzeit heraussuchen. Ganz früh morgens, wenn der Tag vielleicht gerade erwacht oder eben Abends, wenn die Tageshitze vorüber ist und es etwas kühler wird. Ganz wunderbar ist ein schöner starker und Luft reinigender Regen, um viel Atemenergie aufzusaugen, sich aufzuladen und Kraft zu tanken.

Das große Urbild

Wer sich an das große Urbild hält,
zu dem wird kommen alle Welt.

Sie kommt, da ist kein Leid,
nur Ruhe, Frieden, Glückseligkeit.

Bei Musik und leckeren Speisen
hält der vorbeiziehende Wanderer an,
doch spricht man vom Tao,
findet er keinen Geschmack daran.

Wer nach ihn schaut,
sieht nichts Besonderes.

Wer nach ihm horcht,
hört nichts Besonderes.

Wer aus ihm schöpft,
der kann kein Ende finden.
TTK 35

Entspannung / Ruhe

Entspannung gehört nicht nur in den Bereich Urlaub und findet nicht nur in den Spa-Räumen eines Wellness-Hotels statt! Entspannung soll der Grundzustand deines Seins sein. Das haben wir Modernen verlernt und befinden uns in einem ständigen Spannungszustand oder wie wir heute gerne sagen: im Stress. Kein Wunder, dass die meisten immer nervöser werden, schlechter schlafen, sich ungesünder ernähren und schließlich krank werden.

Es gibt nur einen, der das ändern kann: Du!

In allen feinen asiatischen Bewegungskünsten gilt deshalb: keine Hektik. Lerne, in deine Mitte zu kommen und darin zu verweilen. Lerne Stille als dein Lieblingsgeräusch zu hören und in Ruhe zu sein. Hektik und Nervosität sind Feinde allen Lernens. Das Dojo (jap. Trainingsraum), das kann eine Turnhalle oder ein Park sein, ist ein Ort der Ruhe und Entspannung.

Sei klar wie ein Drache über den Wolken und ein Tiger in den Bergen.

Überall bist du klar und ruhst in dir. Die Ruhe ist Ursprung und Ziel aller Bewegung. Kehre immer wieder zur Ruhe, zur Stille zurück. Sie ist dein Zuhause. Die äußere Ruhe kann nur praktizieren, wer innerlich, im Geist ruhig ist. Es geht darum, innerlich solcherart in der Ruhe gefestigt zu sein, dass selbst eine äußere brenzlige Situation dich nicht in Hektik oder Stress versetzen kann. Ruhe in der Ruhe ist somit nicht die wirkliche Ruhe, sondern Totenruhe.

In den feinen asiatischen Bewegungskünsten kommt es darauf an, die Ruhe in der Bewegung zu praktizieren und die Ruhe im Geist zu bewahren.

Darum der Weise:
Er verweilt bei seinem Tun im Nicht-Tun
und lebt die wortlose Lehre.
Die abertausend Wesen Treten hervor,
und er entzieht sich ihnen nicht.

Er erzeugt und besitzt nicht.
Er wirkt und hängt nicht daran.
Ist das Werk getan, verweilt er nicht dabei.

Eben, nur weil er nicht verweilt,
Darum verliert er nichts.
TTK 2

Entspannung / Ruhe

Und eines der besten und effektivsten Mittel, das zu erlernen ist Meditation. Und einer der wichtigsten Bestandteile von Meditation ist die Atmung. Und so ist die Atmung deine Stellschraube, dich zu entspannen und dich zu zentrieren. Jede Übung und jede Bewegung hat ihren eigenen Atemrhythmus oder ihren eigenen Atemcharakter. Normalerweise atmen wir intuitiv richtig. Da das aber bei den meisten Menschen verloren gegangen ist, müssen wir, am besten über Meditation, lernen zu unserer natürlichen, intuitiven Atmung zurückzufinden. Für das Gute, Schöne, Wahre muss man sich eben auch entspannt bemühen. Sei ein aufmerksamer und kritischer Beobachter deiner Atmung. Wann ist Wille oder Ego in deiner Atmung? Wann presst du den Atem? Wann atmest du zu flach? Wann wird dein Atem künstlich und unnatürlich? Mit dem Schwert des Gewahrseins, einem rein geistigen Schwert, schneidest du alle Verstellungen ab und bringst dich wieder in Einklang mit deinem wahren Sein.

Das Schwache bezwingt das Starke

Nichts auf der Welt ist so weich und nachgiebig wie das Wasser.
Und doch bezwingt es das Harte und Starke,
nichts kommt ihm darin gleich.
Durch das, was es nicht ist, fällt ihm dies leicht.

Das Schwache bezwingt das Starke.
Das Weiche bezwingt das Harte.

Niemandem in der Welt ist es unbekannt,
doch von keinem wird es angewandt.

Darum sagt der Weise:
Wer auf sich nimmt die Schmach im Land, der sei als Priester anerkannt.
Wer auf sich nimmt auch Not und Pein, der mag des Landes König sein.
Wahre Worte sind wie umgekehrt.
TTK 78

Die Zauberperle

Der Herr der gelben Erde wandelte jenseits der Grenzen der Welt. Da kam er auf einen sehr hohen Berg und schaute den Kreislauf der Wiederkehr. Da verlor er seine Zauberperle. Er sandte Erkenntnis aus, sie zu suchen, und bekam sie nicht wieder. Er sandte Scharfblick aus, sie zu suchen, und bekam sie nicht wieder. Er sandte Denken aus, sie zu suchen, und bekam sie nicht wieder. Da sandte er Selbstvergessen aus. Selbstvergessen fand sie. Der Herr der gelben Erde sprach: Seltsam fürwahr, dass gerade Selbstvergessen fähig war, sie zu finden.

R.W. B12 K4
Quintessenz

Alle Anstrengung war vergebens, erst die Nicht-Anstrengung brachte den gewünschten Erfolg. Aber Vorsicht: dogmatisches Zurechtlegen geistiger Aussagen schafft Missverständnis und häufig großes Leid. Anstrengung, dass sich bemühen ist gut aber trainiere auch das Nicht- Anstrengen, z. B. die Regeneration. Erst in der Ganzheit offenbart sich der ganze Mensch und findet zu wahrem Frieden oder etwas kleiner, zu geistigem und körperlichem Wachsen.

Hara / Kraft

Hara ist keine physikalische Größe, sondern dein spirituelles Energie-Zentrum im Unterbauch. Die Chinesen nennen es Dantian. Diese, deine Energie ist immer vorhanden und steht dir immer zu Verfügung. Sie ist ganz unabhängig von Körperfülle (gewichtige Leute haben nicht mehr Hara als sehr schmale, da täuscht uns häufig unsere Wahrnehmung). Männer haben nicht mehr Hara als Frauen. Hara ist keine Quantität, sondern zeigt ihre größte Offenbarung bei selbstverwirklichten Menschen. Hara wird aktiviert durch Meditation, speziell durch Atmung und spirituelle Reife. Das bedeutet aber nicht, dass jemand, der viele Jahre meditiert, automatisch Hara besitzt. Wenn die Motivation für die Meditation nicht die richtige war, hat man nicht sein wahres Sein genährt, sondern nur sein Ego aufgeblasen - und das ergibt ein spirituelles Ego. Sehr schlimme Krankheit! Spirituelle Reife zeigt sich im Einklang mit allem: sind wir mitfühlend, helfend, gütig?

Haben wir ein großes Herz für die Kleinen, Schwachen und Alten? Sind wir geduldig, wohlwollend, freundlich und friedlich? In der Praxis unserer feinen asiatischen Bewegungskünste trainieren wir nicht nur äußere Techniken, sondern auch und vor allen innere Werte. Ist der Partner der Partner oder der Gegenspieler oder der Feind? Wollen wir um jeden Preis gewinnen oder unbedingt der Bessere sein oder genügt uns, dass es einfach nur Freude macht, sich zu bewegen und man die Freude teilen kann?

Vieles zeigt sich im Gesicht: ist es verstellt, der Mund zugedrückt, die Zähne aufeinander gebissen, die Augen nur noch ein Spalt und kommt deine Kraft einzig aus deinem Kopf, ist Hara in weiter Ferne. Bist du entspannt, atmest ruhig und im besten Fall, wenn es die Bewegung zulässt, zieht ein Lächeln über dein Gesicht, hast du mehr Hara, als du ahnst.

Hara / Kraft

Das Harte und das Weiche

Der Mensch tritt ins Leben
weich und schwach
und stirbt hart und starr.

Gräser und Bäume treten ins Leben
nachgiebig und zart
und sterben trocken und dürr.

Deshalb:
Das Harte und Starre begleitet den Tod.
Das Weiche und Schwache begleitet das Leben.

Darum:
Sind die Kriegsheere stark und starr,
siegen sie nicht.
Sind die Bäume stark und starr, werden sie gefällt.

Das Harte und Starre sinkt nieder.
Das Weiche und Schwache steigt empor.
TTK 76

Einfachheit / Genügsamkeit / Natürlichkeit

Unsere Welt ist verrückt. Und je verrückter du bist, um so mehr Aufmerksamkeit und Applaus bekommst du von der Welt. Und dieses schwachsinnige Prinzip gilt leider in allen Lebensbereichen. Das Tao steht niemals auf einer Bühne und dementsprechend gibt es kein Publikum.

Tao ist ewig ohne Tun,
doch bleibt nichts ungetan.

Namenlose Einfachheit
nun, sie führt zur Wunschlosigkeit.

Wunschlosigkeit aber führt zur Stille,
und so ordnet sich die Welt von selbst.
TTK 37

Hara / Kraft

Die Schildkröte

Zhuangzi fischte einst am Flusse Pu. Da sandte der König von Chu zwei hohe Beamte als Boten zu ihm und lies ihm sagen, das er ihn mit der Ordnung seines Reiches betrauen möchte.

Zhuangzi behielt die Angelrute in der Hand und sprach, ohne sich umzusehen:

„Ich habe gehört, dass es in Chu eine Götterschildkröte gibt. Die ist nun schon dreitausend Jahre tot, und der König hält sie in einem Schrein mit seidenen Tüchern und birgt sie in den Hallen eines Tempels. Was meint ihr nun, dass dieser Schildkröte lieber wäre: das sie tot ist und ihre hinterlassenen Knochen also geehrt werden oder das sie noch lebe und ihren Schwanz im Schlamme nach sich zöge?“

Die beiden Beamten sprachen: „Sie würde es wohl vorziehen, zu leben und ihren Schwanz im Schlamme nach sich zu ziehen.“

Zhuangzi sprach: „Geht hin! Auch ich will lieber meinen Schwanz im Schlamme nach mir ziehen.“

M. B17 K5
Quintessenz

Simplify your live in chinesisch und schon 2000 Jahre alt. Das einfache Leben lieben und das einfache Leben leben. Dafür musst du dich aber bewußt entscheiden und gut aufpassen, dass du dich nicht verstrickst.

Das Tao ist von ganz anderer Art und so auch deine feine Bewegungskunst: in allen Bereichen gilt: Einfachheit ist das Prinzip. Mache deine Bewegung möglichst simpel. Du wirst merken, wie schwierig es ist, einfach zu sein. Denn bist du kompliziert, im Denken und verwirrt, so ist auch deine Bewegung kompliziert. Es geht nicht, sich hinzustellen und zu sagen, o.k. ich mach jetzt alles einfach. Zur Einfachheit musst du dich hin entwickeln und das als Lebensprinzip und nicht als kurzfristiges Tagesziel. Zur Einfachheit gehört, dass du mit dir zufrieden bist. Zufriedenheit kommt niemals von außen. Es ist dein Denken, welches dich in die Unzufriedenheit bringt. Durch eine gute, konsequente Meditationspraxis lernst du, das Denken zu übersteigen und mehr und mehr in die Zufriedenheit mit dir, deinem Nächsten und der ganzen Welt zu kommen. Und im besten Fall sollte auch deine feine Bewegungskunst zu einer, mehr oder weniger, aktiven Meditationspraxis werden.

Darum:
Wer sein Herz an vieles hängt,
der wird sich sehr verschwenden.
Das Horten von Besitz
wird zum Verlust sich wenden.
TTK 44

Wir lieben alle die Natur, sind aber häufig unnatürlich. Gute Meditationspraxis ist schlicht. Es gibt kein Brimborium. Sie ist das Symbol für deine innewohnende Schlichtheit. Im Zen sagt man: Es geht um den ganz natürlichen Menschen und das bist du - ganz wunderbar.

Unheilvolles Begehren

Herrscht das Tao in der Welt,
zieht das Ross den Dünger aufs Feld.
Herrscht das Tao nicht in der Welt,
grasen die Streitrosse auf dem Feld.

Kein Übel ist größer, als viele Wünsche zu hegen.
Kein Unheil ist größer, als nicht Genügen kennen.
Kein Fehler ist größer, als Begehren nach Besitz.

Darum:
Wer sich am Genügenden zu genügen weiss,
wird stets genug haben.
TTK 46

Der Krüppel

Es war einmal ein Krüppel mit dem Namen Schu. Der war so verwachsen, dass ihm das Kinn bis auf den Nabel reichte. Seine Schultern waren höher als der Kopf, sein Haarknoten stand zum Himmel empor, die Eingeweide waren alle nach oben verdreht, und seine Beine waren an den Rippen angewachsen. Als Schneider und Waschmann verdiente er genug, um davon zu leben; durch Getreide sieben erwarb er sich so viel, dass er zehn Menschen davon ernähren konnte. Wurde von oben her eine Aushebung von Soldaten ausgeschrieben, so stand jener Krüppel dabei und fuchtelte mit den Armen; waren für die Regierung schwere Fronden zu leisten, so wurde dem Krüppel wegen seiner dauernden Untauglichkeit keine Arbeit zugewiesen. Wenn dagegen die Regierung Getreide unter die Armen verteilte, so bekam der Krüppel drei Scheffel und zehn Bündel Reisig.

So diente ihm seine körperliche Verkrüppelung dazu, um seinen Lebensunterhalt zu finden und seiner Jahre Zahl zu vollenden. Wieviel mehr wird der davon haben, der es versteht, Krüppel zu sein im Geiste!

R.W: B4 V7
Quintessenz

Hier geht es nicht um Dummheit. Wir alle sind nicht perfekt. Wir alle sind beschränkt. Aber vielleicht liegt in der Akzeptanz der eigenen Beschränktheit auch ein Stück weit Vollkommenheit. Das Prinzip des Wabi Sabi: das Vollkommene im Unvollkommenen.

Achtsamkeit

Wir lieben es uns abzulenken. Gerne laufen das Radio oder die passende Musik zum Training. Und wenn es nicht die äußere Geräuschkulisse ist, sind wir mit unserem eigenen Geschwätz in unserem Kopf beschäftigt. Um ganz eins zu werden mit dem, was man tut, ist es nötig, sich auf das, was man gerade macht, einzulassen, ohne jede Ablenkung. Leicht gesagt, schwer (für das Ego) umzusetzen. Durch unsere Lebensweise werden wir den ganzen Tag über ständig abgelenkt. Und wir lenken uns auch noch selber ab. So ist Zerstreutheit zu unserer zweiten Natur geworden.

Wie kommen wir da wieder raus? Wertschätzung!

Wenn du deine feinen Bewegungsküste praktizierst, wisse um die hohe Kunst, wisse um den Wert und messe sie ihnen bei. Und das geschieht, indem du dich ganz und wirklich ganz, mit Haut und Haaren, darauf einlässt und vielleicht auch mit einer kleinen Zeremonie.

Deine Aufmerksamkeit darf nicht geteilt werden. Sei fokussiert, aber auch gelöst. Es ist nicht der Egowille, der gemeint ist, sondern dein Herz. Die Achtsamkeit von der ich rede, musst du dir erst erarbeiten oder besser ermeditieren. Dabei muss die Technik einer Bewegung weitestgehend beherrscht werden, so dass du dein Bewusstsein mehr auf die inneren Abläufe richten kannst. So kannst du mit deiner Bewegung verschmelzen.

Im Zen sagen wir: ganz eins werden mit dem, was du tust. Und noch radikaler: hinein sterben in das was du tust, so dass es kein Ich mehr gibt. Na dann …
Hara / Kraft

Taoistische Werte

Höchste Güte gleicht dem Wasser.

Das Wasser ist gut,
es nützt den abertausend Wesen
und streitet nicht.
Das Niedrige, das alle Menschen verachten, bewohnt es,
darum ist es nahe dem Tao.

Im Wohnen ist gut: der rechte Grund.
In Denken ist gut: die Tiefe.
Im Geben ist gut: die Liebe.
Im Reden ist gut: die Wahrheit.
Im Herrschen gut: die Ordnung.
Im Wirken gut: das Können.
Im Handeln ist gut: die rechte Zeit.
Doch nur, wer wie das Wasser nicht streitet,
bleibt dadurch unantastbar.
TTK 8

Spontanität

Wieso spontan? Ich dachte, man soll alles möglichst langsam, ruhig und bedacht machen? Jegliche Form der Einseitigkeit begrenzt dich! Klar, wenn du Taiji oder Yin Yoga praktizierst, geben die Bewegungen dein Bewegungstempo vor. Und das wird wohl eher ruhiger sein. Bei den Kampfkünsten, insbesondere, wo du mit dem Partner zusammen trainierst, ist schon eher Spontanität gefordert. Worum es mir hier geht, ist, dass du kein Dogma errichtest. Sie ist eher als Lebensprinzip zu verstehen. Auch wenn deine eher ruhigen Bewegungskünste von dir keine spontanen Bewegungen erfordern, gilt es jedoch, im Leben sich dieses Prinzip zu bewahren und nicht steckenzubleiben und zu versumpfen im gegenteiligen Prinzip. Und natürlich auch umgekehrt: Wenn deine Bewegungskunst eher von dir dynamisch spontanes Agieren erfordert, mache das nicht zum Dogma. Sonst wirkst du wie ein Hamster im Laufrad, der ständig Aktion macht und es ist gar nichts los. Da musst du in deine Mitte zurückfinden. Finde deine persönliche Mitte und lerne, dich über deine Ego Komfortzone hinaus zu entwickeln. So kannst du dich in den feinen Bewegungskünsten frei bewegen und im Leben ebenso. Werde zu einem Lebenstänzer: mal stehst du fest auf dem Boden und verweilst in dir und mal springst du in die Luft: Juhu

Spontanität ist die Würze im Leben. Ohne Spontanität wird alles fade … Heute hast du dich im Freien verabredet, das Wetter war gut. Jetzt regnet es in Strömen - was machst du? Du hast dich auf dein Training gefreut, der Trainer lässt sich entschuldigen, es gibt eine Ersatztrainerin, gehst du hin? Du hast dich mit deinem Trainingspartner verabredet, der meldet sich krank, trainierst du alleine oder schmeißt du hin?

Dass uns große Leiden plagen,
das ist, weil wir ein Ich noch haben.
TTK 13

Immer wieder ändern sich plötzlich die Umstände, nicht nur bei deinem geliebten Training, sondern auch und vor allen Dingen im Leben. Jetzt bist du gefordert, das Beste daraus zu machen. Sei kreativ, entdecke Möglichkeiten, finde Alternativen lerne dich anzupassen, mitzufließen und zu entdecken: wenn du spontan sein kannst, ergeben sich manchmal tolle Möglichkeiten und inspirierende Erfahrungen. Nicht selten erweitert man seinen Horizont und vielleicht sagt man im Nachhinein: super, das was nicht so geklappt hat, wie ich dachte, so hat das noch viel besser geklappt.

Spontanität

Prinzip-Training

In den feinen asiatischen Bewegungskünsten höhere Seins-Prinzipien zu erkennen und zu trainieren, ist eine Besonderheit und grenzt sie von normaler Fitness und Sport ab.

Welches sind diese Prinzipien?

Ich habe eine Weile überlegt, welche Prinzipien ich dir hier auflisten soll. Vielleicht philosophische oder psychologische oder gar esoterische? Ich habe mich bewusst für das Bekenntnis eines Samurai entschieden, auch wenn nicht alles so leicht zu verstehen ist. Wichtig ist, dass du ein Gespür für die Tiefe deiner Bewegungskunst entwickelst. Und somit kannst du, sollst du auch gerne dir wichtige und hier unerwähnte Prinzipen hinzufügen.

Bekenntnis eines unbekannten Samurai:

Ich habe keine Eltern - ich mache Himmel und Erde zu meinen Eltern.
Ich habe kein Zuhause - ich mache Bewusstsein zu meinem Haus.
Ich habe weder Leben noch Tod - ich mache die Gezeiten des Atems zu meinem Leben und Tod.
Ich habe keine göttliche Macht - ich mache Ehrlichkeit zu meiner Göttlichen Macht.
Ich habe keine Werkzeuge - ich mache Verstehen zu meinen Werkzeugen.
Ich habe keine magischen Geheimnisse - ich mache Charakter zu meinem magischem Geheimnis.
Ich habe keinen Körper - ich mache Ausdauer zu meinem Körper.
Ich habe keine Augen - ich mache das Aufleuchten des Blitzes zu meinen Augen.
Ich habe keine Ohren - ich mache Empfindungsvermögen zu meinen Ohren.
Ich habe keine Glieder - ich mache Pünktlichkeit zu meinen Gliedern.
Ich habe keine Strategie - ich mache Unbeschadet von Gedanken zu meiner Strategie.
Ich habe keinen Plan - ich mache die Gelegenheit beim Schopfe packen zu meinem Plan.
Ich habe keine Wunder - ich mache Rechtes Handeln zu meinen Wundern.
Ich habe keine Prinzipien - ich mache Anpassungsfähigkeit an alle Umstände zu meinen Prinzipien.
Ich habe keine Taktiken - ich mache Leere und Fülle zu meinen Taktiken.
Ich habe keine Talente - ich mache Schlagfertigkeit zu meinem Talent.
Ich habe keine Freunde - ich mache Verstand zu meinem Freund.
Ich habe keinen Feind - ich mache Nachlässigkeit zu meinem Feind.
Ich habe keine Rüstung - ich mache Wohlwollen und Rechtschaffenheit zu meiner Rüstung.
Ich habe kein Schloss - ich mache den Unbeweglichen Geist zu meinem Schloss.
Ich habe kein Schwert - ich mache Selbstlosigkeit zu meinem Schwert.

Viele oberflächlich Trainierende sind der Meinung, dass sich der Fortschritt in der Anzahl der Techniken zeigt, die man erlernt hat. Es kommt aber vielmehr darauf an, Techniken gründlich zu studieren (Grundschule ist das A und O) und sich die perfekte Form mit Biss (nicht übertreiben) und Zähigkeit und aber auch Leichtigkeit und eingedenk der eigenen (körperlichen) Grenzen zu erarbeiten. Darin gelangt man nicht durch das wenige Wiederholen möglichst vieler verschiedener Bewegungsabläufe, sondern nur durch unablässiges Üben, Steigern und gegebenenfalls Dynamisieren einiger weniger Techniken. Dies dauert meistens einige Jahre, womit der Geduldsfaktor angesprochen ist. Ohne Geduld und jahrelanges an-sich-Feilen wird man niemals zu einer wirklich guten Technik hinreifen. Im besten Fall wirst du und die Technik eine Einheit und das ist dann wahre Schönheit.

Hinzu kommt, dass die universelle Energie Ki oder Qi sanft durch deinen Körper strömt und dich mit ihr auflädt, so dass du nach einer Trainingseinheit nicht erschöpft zusammenbrichst, sondern aufgeladen, entspannt und heiter daraus hervorgehst.

Tipp: Kein Vergleichsdenken! Du bist einmalig und so sind deine Bewegungen und Stellungen auch einmalig. Lerne bei dir selbst zu bleiben und dich in deiner Unvollkommenheit vollkommen zu akzeptieren.
Prinzip-Training

Klares Erkennen des Verborgenen

Was man schmälern will,
muss sich erst richtig ausdehnen.
Was man schwächen will,
Muss erst richtig stark werden.
Was man beseitigen will,
Muss sich erst richtig erheben.
Wo man nehmen will,
Muss man erst richtig geben.

Dies nennt man:
Klares Erkennen des Verborgenen.
Das Weiche bezwingt das Starke.
TTK 36

Der Rat des Namenlosen

Himmelgrund wanderte auf der Mittagsseite des Roten Berges, und als er an den Knöterichbach kam, begegnete er von ungefähr dem Namenlosen, fragte ihn und sprach: „Darf ich fragen, wie man die Welt regiert?“ Der Namenlose sprach: „Fort! Du bist gemein, eine solch unüberlegte Frage zu stellen. Ich bin eben dabei mit dem Schöpfer zu verkehren. Hab’ ich’s genug, so reite ich auf dem Vogel Unsichtbar hinaus aus der räumlichen Welt und wandle in dem Lande des Nichtseins und weile in den Gefilden des Grenzenlosen. Weshalb willst du mein Herz bewegen mit dem Gedanken an die Regierung der Welt?“

Jener fragte noch einmal.

Da sprach der Namenlose:
„Lass deine Seele wandeln jenseits der Sinnlichkeit,
sammle deine Kraft im Nichts,
lass allen Dingen ihren freien Lauf und dulde keine eigenen Gedanken:
und die Welt wird in Ordnung sein.“

R.W. B7 V
Quintessenz

Wenn man sich nicht schon jahrelang mit dem Taoismus beschäftigt hat, versteht man häufig erst einmal Bahnhof. Das ist ganz normal und völlig in Ordnung. Die Frage, wie soll ich die Welt regieren, ist die Frage nach einem wahrhaftigen, gutem und erfüllendem Leben. Die Antwort steht in den letzten vier Zeilen: jenseits der Sinnlichkeit bedeutet, nicht die Sinne zu verteufeln, sondern nicht Sklave seiner Sinne zu sein. Und ein konkretes Beispiel: Nicht mit dem äußeren Auge sehen, sondern mit dem Herzen. Sammle deine Kraft im Nichts bedeutet, sei unabhängig, besonders von dir selbst. Im praktischen Taoismus ist man eher Zuschauer als Akteur. Das darf man natürlich nicht dogmatisch verstehen. Trotzdem, man kultiviert das Zuschauen, Zulassen sich zurücknehmen. Für uns Westler super schwierige Übung, oder?

Technik

Der Fortschritt und die Reife eines Adepten der feinen asiatischen Bewegungskünste spiegeln sich in seiner individuellen Technik und deren tieferem Verständnis wider. Das Beherrschen einer Technik bedeutet aber nicht automatisch die geistige Vollkommenheit. Sonst wäre ja jeder Spitzenathlet ein Buddha. Wird die Technik allerdings als Weg, Do oder Tao trainiert, reift der Geist mit.

Grundlage jeder Technik ist: Meditation. Das bedeutet: sich in die Übung so zu versenken und im Zen spricht man von hinein sterben, dass man sich selbst vergisst. Erst dann wird eine Übung oder Technik, die frei ist von aller „Ichsucht“, zum Ausdruck des eigenen Selbst. In letzter Konsequenz muss auch die perfekte Übung noch überstiegen werden. Aber um sich von einer Technik innerlich ganz zu lösen, muss man sie erst einmal beherrschen. Vollkommene individuelle Technik allein ist nicht viel mehr als eine, wenn auch recht hohe, Vorstufe zu dem, was jenseits von bloßem Können liegt: eine Vorstufe zur Verwirklichung unseres wahren Selbst. Will man ernsthaft eine höhere Stufe auf diesem Weg erreichen, gilt es, von jeder äußeren Form unabhängig zu werden. Was nicht damit gleichzusetzen ist, dass man sein Training aufgibt. Nur klebt man nicht mehr daran. Man ist frei zu kommen oder zu gehen, wie es im Zen heißt.

Lernen - Üben - Trainieren - Entwickeln - Perfektionieren - Transzendieren - Vergessen

Unheilvolles Übermaß

Den Becher füllen im Übermaß,
besser man Liese es sein.
Die Klinge schärfen im Übermaß,
das kann nicht lange währen.
Füllen Gold und Juwelen die Halle,
dann kann sie niemand behüten.
Reich, geehrt und auch noch hochmütig Sein,
das schafft sich selbst sein Unglück.

Das Werk vollbringen,
sich selbst zurückziehen,
so ist des Himmels Weg. TTK 8

Technik

Der gute Koch

Es war einmal ein Koch, der für seinen fürstlichen Herrn einen Ochsen zerlegte. In der Bewegung seiner Hand und Schulter, seines Knies und Fußes lag Takt und Rhythmus. Der Klang der Messerklinge war wie ein Gesang von strenger und gemessener Melodie.

Bewundernd sprach der Fürst: „Das lob ich mir! Das nenne ich vollendete Geschicklichkeit!“

Da lies der Koch das Messer aus der Hand und sprach: „Dein Diener liebt das Tao, das ist noch mehr als die vollendete Geschicklichkeit. Seit ich begann, den ersten Ochsen zu zerlegen, sah ich nur immer weiter nichts als Ochsen. Nach drei Jahren aber kannte ich von bloßem Augenschein den ganzen Ochsen doch noch nicht. Jetzt aber gehe ich mit dem Geist daran und nicht mehr mit dem Auge. Vom Wissen durch die Sinne lass ich ab und folge nur den Regungen des Geistes. Ich halte mich an die Gesetze der Natur. Mein Messer trennt die großen Nähte und gleitet durch die großen Spalten seines natürlichen Weg entlang. Mit bloßer Geschicklichkeit allein ist es noch nicht einmal getan, Fleisch von den Knochen abzutrennen, noch weniger Knochen von Knochen.

Ein guter Koch wechselt das Messer alle Jahre, weil er schneidet. Ein ganz gewöhnlicher Koch wechselt das Messer jeden Monat, weil er hackt. Ich habe mein Messer schon neunzehn Jahre und schon viele tausend Ochsen damit zerlegt, und doch ist seine Scheide noch so scharf, als sei sie eben frisch geschliffen.

Nun haben die Gelenke feine Zwischenräume, des Messers Scheide hat dagegen keine Dicke. Was aber keine Dicke hat, dringt in die feinsten Zwischenräume ein. Und darum ist des Messers Scheide nach neunzehn Jahren noch so scharf, als sei sie eben frisch geschliffen.

Und dennoch immer, wenn ich an Gelenke komme, sehe ich alle Schwierigkeiten. Vorsichtig gebe ich acht, mein Blick ist unbeirrt, und meine Handbewegungen sind ruhig. Ein wenig nur bewege ich das Messer noch, und schon ist knirschend das Gelenk gelöst, zu Boden fällt es wie ein Klumpen Erde.

Dann richte ich mich auf, das Messer in der Hand, blicke mich nach allen Seiten um wische bedächtig und zufrieden das Messer ab und stecke es wieder in die Scheide.“

Da sprach der Fürst.“Das lob ich mir! Ich habe die Worte eines Kochs gehört und natürliche Lebensweisheit vernommen.“
Zz S.54

Quintessenz:

Die perfekte Technik noch überschreiten und alles geschieht wie von selbst.

Der Ziehbrunnen

Dsi Gung war im Staate Tschu gewandert und nach dem Staate Dsin zurückgekehrt. Als er durch die Gegend nördlich des Han-Flusses kam, sah er einen alten Mann, der in seinem Gemüsegarten beschäftigt war. Er hatte Gräben gezogen zur Bewässerung. Er stieg selbst in den Brunnen hinunter und brachte in seinen Armen ein Gefäß voll Wasser herauf, das er ausgoß. Er mühte sich aufs äußerste ab und brachte doch wenig zustande.

Dsi Gung sprach: „Da gibt es eine Einrichtung, mit der man an einem Tag hundert Gräben bewässern kann. Mit wenig Mühe wird viel erreicht. Möchtet Ihr die nicht anwenden?“

Der Gärtner richtete sich auf, sah ihn an uns sprach: „Und was wäre das?“ Dsi Gung sprach: „Man nimmt einen hölzernen Hebelarm, der hinten beschwert ist und vorn leicht ist. Auf diese Weise kann man das Wasser schöpfen, dass es nur so sprudelt. Man nennt das einen Ziehbrunnen.“

Da stieg dem Alten der Ärger ins Gesicht, und er sagte lachend: „Ich habe meinen Lehrer sagen hören: Wenn einer Maschinen benützt, so betreibt er all seine Geschäfte maschinenmäßig; wer seine Geschäfte maschinenmäßig betreibt, der bekommt ein Maschinenherz. Wenn einer aber ein Maschinenherz in der Brust hat, dem geht die reine Einfalt verloren. Bei dem die reine Einfalt hin ist, der wird ungewiss in den Regungen seines Geistes. Ungewissheit in den Regungen des Geistes ist etwas, das sich mit dem wahren Sinne nicht verträgt. Nicht das ich solche Dinge nicht kenne: ich schäme mich, sie anzuwenden.“

Zz S.135

Quintessenz

Im Sport heißt das Maschinenherz: höher, schneller, weiter. Oder moderner: große Meisterschaften finden in Ländern statt, die diese erkauft haben, Sportler werden unfair und dopen sich, und selbst die Kinder werden schon gequält, um im höheren Alter Medaillen abzusahnen. Nur ein paar Beispiele … Als Adept der feinen Bewegungskünste achte auf deinen Geist und trage Sorge, dass du nicht vom Weg abkommst.

Geduld

Verborgenes Einswerden

Wer weiß, redet nicht.
Wer redet, weiß nicht.

Zügle deinen Rededrang,
schließe deine Sinnespforten,
dämpfe deinen Eifer,
Löse deine Wirren,
mildere dein Glänzen,
und werde eins mit dem Staub der Erde.

Dies nennt man: verborgenes Einswerden.
Wer dies erlangt hat,
den berühren weder Zuneigung
noch Abneigung,
den berühren weder Gewinn
noch Verlust,
den berühren weder Ehrung
noch Missachtung.

Darum ist er der Edelste der Welt. TTK 56

Spontanität

Man kann nicht am Gras ziehen, damit es schneller wächst und wenn du es trotzdem machst, reißt es. Wachstum, körperlich und geistig, braucht seine Zeit. Aber, und das missachten die meisten, nicht nur Zeit! Nur weil die Uhr tickt, wirst du nicht „besser“ in allen Dingen. Du musst schon, möglichst entspannt, an dir arbeiten. Und da liegt der wunde Punkt. Es gibt Menschen, die zerren ständig an sich rum. Sind mit sich unzufrieden, sind im starken Vergleichsdenken und versuchen, sich mittels Wunschillusion zu optimieren. Lass das Ego außen vor. Wenn du eine neue Bewegung lernst, lass zu, dass du alles falsch machst. Du bist wie ein grober Holzklotz. Und jetzt fängt die Schnitzkunst an. Und da gehst du ja auch Schritt für Schritt vor: Erst der Grobschliff, dann der Mittelschliff und schließlich der Feinschliff. Da legst du ja auch keine Stange Dynamit an. Das würde alles zerstören. Das Ego ist immer ungeduldig, es will erstens Alles und zweitens sofort.

Zen Geschichte: Wann bin ich endlich Meister?

Ein junger Mann suchte einen Zen-Meister auf. „Meister, wie lange wird es dauern, bis ich Befreiung ( Erleuchtung oder selber Zen-Meister bin ) erlangt habe?“

„Vielleicht zehn Jahre“, entgegnete der Meister.

„Und wenn ich mich besonders anstrenge, wie lange dauert es dann?“, fragte der Schüler.

„In dem Fall kann es zwanzig Jahre dauern“, erwiderte der Meister.

„Ich nehme aber wirklich jede Härte auf mich: Ich will so schnell wie möglich ans Ziel kommen“, beteuerte der junge Mann.

„Dann“, erwiderte der Meister, „ kann es bis zu vierzig Jahre dauern.“

Dharuma-Maskottchen (Stehaufmännchen)

Diese kleinen japanischen Figuren werden an ihrer Unterseite mit einem Gewicht beschwert, so dass sie nicht umfallen können. Sie schwingen immer wieder zurück und machen Mut, auch stets selbst wieder aufzustehen, wenn man hingefallen ist. Ein japanische Sprichwort wird stets mit Dharuma in Verbindung gebracht: Nanakorobi yaoki. Das heißt: „Sieben Mal hinfallen, acht Mal aufstehen“. Das Prinzip des Nicht-Aufgebens auch wenn man noch so viele Fehler macht.

Lerne zu genießen, dich allmählich zu entwickeln. Du kannst zwar äußeren Vorbildern nacheifern, um so mehr du noch ganz am Anfang stehst, aber du musst deinen eigenen Stil, dein eigenes Tempo und deine eigene Entwicklungsweise finden und der dann treu bleiben. Die meisten von uns sind keine Supermänner und Superfrauen, muss auch nicht. Denn wer will schon einer Comic-Figur nacheifern. Aber je mehr du zu deinem wahren Sein, in deine Mitte gelangst, wirst du vielleicht doch zu einem Supermann und einer Superfrau. Aber nicht als Egoprojektion, sondern als ganz wunderbarer Mensch. Eben: supernatürlich, superentspannt, superfreundlich, superlustig und supercool. Einfach eben super.

Himmel auf Erden

Es war einmal ein Mann, der hatte einen Kropf, so groß wie ein irdener Topf. Der stand im Dienst des Fürsten Huan von Tsi. Der Fürst Huan war so von ihm eingenommen, dass ihm die Hälse der normalen Menschen alle zu dünn vorkamen. So lassen geistige Vorzüge über körperliche Gebrechen hinwegsehen. Wenn Leute das nicht übersehen, was man übersehen sollte, und übersehen dagegen das, was man nicht übersehen darf, das ist wirkliches Übersehen.

So wandelt der Berufene im Lande der Freiheit. Das Wissen betrachtet er als von Übel; gegebenes Wort betrachtet er als Leim; Tugend betrachtet er als Mittel zu äußerem Gewinn, und gute Werke betrachtet er als Handelsware. Der Berufene schmiedet keine Pläne: wozu bedarf er da des Wissens? Er kennt nicht Bruch noch Trennung: wozu bedarf er da des Leimes? Er kennt keinen Verlust: wozu bedarf er da der Tugend? Er braucht keine irdischen Güter: wozu bedarf er da der Handelsware? In all diesen Dingen genießt er des Himmels Speise. Des Himmels Speise genießen, das heißt vom Himmel ernährt werden. Da er nun Nahrung bekommt vom Himmel: wozu bedarf er noch der Menschen? Er hat der Menschen Gestalt, aber nicht der Menschen Leidenschaften. Weil er menschliche Gestalt hat, darum gesellt er sich den Menschen; da er aber nicht menschliche Leidenschaften kennt, so haben ihre Wertungen keinen Einfluß auf sein Leben. Verschwindend klein ist, was ihn mit den Menschen verbindet; in stolzer Größe schafft er sich unabhängig seinen Himmel.

Zz S.79

Harmonischer Ausgleich

Was unvollkommen ist, wird vollkommen.
Was krumm ist, wird gerade.
Was leer ist, wird gefüllt.
Was alt ist, wird neu.
Was wenig ist, wird viel.
Was zu viel ist, bringt Verwirrung.

Darum der Weise:
Umfassend das Eine,
wird er der Welt zum Vorbild.
Er stellt sich nicht zur Schau,
darum leuchtet er.
Er behauptet sich nicht,
darum wird er geachtet.
Er rühmt sich nicht,
darum hat er Verdienst.
Er erhöht sich nicht,
darum ragt er hervor.

Weil er nicht streitet,
kann niemand mit ihm streiten.

Wie die Alten sagen:
„Was unvollkommen ist, wird vollkommen“,
sind das denn leere Worte?

Dem wahrhaft Vollkommenen strömt alles zu. TTK 22

Humor und Begeisterung

Humor und Tod ergeben eine gute Mischung, heißt es im Zen. Zum Thema Tod kommt unten ein eigener Abschnitt. Also später mehr …

Humor und Sachlichkeit sind beim Training unerlässlich, denn ein absolut trockenes Training, das bis zur letzten Minute verbissen durchgezogen wird, macht weder Freude noch stellt es den Nährboden dar für körperliche und geistig-spirituelle Entwicklung. Deswegen ist es so wichtig, sich in der (hohen) Kunst, über sich selbst zu lachen, zu üben. Über sich selbst lachen kann nur der, der sich selbst nicht so wichtig nimmt.

Es geht also nicht um den Humor oder die Freude, die aus dem Ego gespeist werden (z.B. Schadenfreude), sondern um eine Freude, die aus einer völlig anderen Quelle entspringt - nämlich aus deinem Herzen. Ohne Humor gibt es auch keine Begeisterung und ohne Begeisterung für deine feinen asiatischen Bewegungskünste kommt schon bald die Langeweile.

Wahre Vollkommenheit

Hört ein Verständiger hoher Art vom Tao,
so folgt er ihm und lebt danach,
Hört ein Verständiger mittlerer Art vom Tao,
halb glaubt er daran, halb zweifelt er.
Hört ein Unverständiger vom Tao,
so lacht er laut darüber.
Lacht er nicht, so war’s auch nicht das wahre Tao.

Darum heißt es bei den Alten:
Wer erleuchtet im Tao, scheint wie umnachtet.
Wer voranschreitet im Tao, scheint wie zurückgeblieben.
Wer ausgeglichen im Tao, scheint wie ungehobelt.

Höchste Wirkkraft scheint wie das tiefe Tal.
Große Reinheit scheint wie befleckt.
Weitreichende Wirkkraft scheint wie eng begrenzt.
Starke Wirkkraft scheint wie schwach.
Wahre Vollkommenheit scheint wie unvollkommen.

Das große Viereck ist ohne Ecken.
Die große Verwirklichung kommt spät zur Reife.
Der große Ton unhörbar erschallt.
Das große Urbild hat keine Gestalt.

Tao ist verborgen und namenlos,
Doch es nährt alle Wesen und vollendet sie TTK 41

Humor und Begeisterung

Der Knorrige Baum

Meister Ki vom Südweiler wanderte zwischen den Hügeln von Schang. Da sah er einen Baum, der war größer als alle anderen. Tausend Viergespanne hätten in seinem Schatten Platz finden können.

Der Meister Ki sprach: „Was für ein Baum ist das! Der hat gewiss ganz besonderes Holz.“

Er blickte nach oben, da bemerkte er, dass seine Zweige krumm und knorrig waren, so dass sich keine Balken daraus machen ließen. Er blickte nach unten und bemerkte, dass seine großen Wurzeln nach allen Seiten auseinandergingen, so dass sich keine Särge daraus machen ließen. Leckte man an einem seiner Blätter, so bekam man einen scharfen, beißenden Geschmack in den Mund; roch man daran, so wurde man von dem starken Geruch drei Tage lang wie betäubt.

Meister Ki sprach: „Das ist wirklich ein Baum, aus dem sich nichts machen läßt. Dadurch hat er seine Größe erreicht. Oh, das ist der Grund, warum der Mensch des Geistes unbrauchbar für das Leben ist.“
Zz S.69

Quintessenz vom Altmeister Zhuangzi selbst: Jedermann weiß, wie nützlich es ist, nützlich zu sein, und niemand weiß, wie nützlich es ist, nutzlos zu sein.

Zhuangzis Tod

Als Zhuangzi im Sterben lag uns seine Jünger die Absicht äußerten, ihn prächtig zu bestatten, sprach er:

„Himmel und Erde werden mein Sarg, Sonne und Mond mein königlicher Totenschmuck, die Sterne mein Geschmeide sein und alle Geschöpfe werden mir das Trauergeleit geben. Ist damit nicht alles vollzählig? Was gäbe es noch hinzuzufügen?“

Die Jünger sprachen: „Wir fürchten, dass Krähen und Raben unseren Meister fressen werden.“

Zhuangzi sprach: “Über der Erde würde ich Krähen und Raben füttern, unter der Erde Würmer und Ameisen. Warum so parteiisch sein und die einen zugunsten der anderen berauben?“
Zz S. 294

Quintessenz

Wer so entspannt über seinen eigenen Tod spricht ist schon zu Lebzeiten eingetreten in das Reich jenseits von Raum und Zeit. Ein Meister weis woher er kommt und wohin er geht. Er bezeugt das große Vertrauen.

Meister, Lehrer und Schüler

Wieso spontan? Ich dachte, man soll alles möglichst langsam, ruhig und bedacht machen? Jegliche Form der Einseitigkeit begrenzt dich! Klar, wenn du Taiji oder Yin Yoga praktizierst, geben die Bewegungen dein Bewegungstempo vor. Und das wird wohl eher ruhiger sein. Bei den Kampfkünsten, insbesondere, wo du mit dem Partner zusammen trainierst, ist schon eher Spontanität gefordert. Worum es mir hier geht, ist, dass du kein Dogma errichtest. Sie ist eher als Lebensprinzip zu verstehen. Auch wenn deine eher ruhigen Bewegungskünste von dir keine spontanen Bewegungen erfordern, gilt es jedoch, im Leben sich dieses Prinzip zu bewahren und nicht steckenzubleiben und zu versumpfen im gegenteiligen Prinzip. Und natürlich auch umgekehrt: Wenn deine Bewegungskunst eher von dir dynamisch spontanes Agieren erfordert, mache das nicht zum Dogma. Sonst wirkst du wie ein Hamster im Laufrad, der ständig Aktion macht und es ist gar nichts los. Da musst du in deine Mitte zurückfinden. Finde deine persönliche Mitte und lerne, dich über deine Ego Komfortzone hinaus zu entwickeln. So kannst du dich in den feinen Bewegungskünsten frei bewegen und im Leben ebenso. Werde zu einem Lebenstänzer: mal stehst du fest auf dem Boden und verweilst in dir und mal springst du in die Luft: Juhu

Spontanität ist die Würze im Leben. Ohne Spontanität wird alles fade … Heute hast du dich im Freien verabredet, das Wetter war gut. Jetzt regnet es in Strömen - was machst du? Du hast dich auf dein Training gefreut, der Trainer lässt sich entschuldigen, es gibt eine Ersatztrainerin, gehst du hin? Du hast dich mit deinem Trainingspartner verabredet, der meldet sich krank, trainierst du alleine oder schmeißt du hin?

Die Meister der alten Zeit

Die wahrhaften Meister der alten Zeit
waren feinsinnig, geheimnisvoll und tiefgründig.
Verborgen waren sie und undurchschaubar.
Weil undurchschaubar,
kann ich sie nur mit Mühe beschreiben.

Behutsam waren sie,
wie wer im Winter einen Fluss überschreitet,
vorsichtig, wie wer ringst die Nachbarn fürchtet,
zurückhaltend, wie zu gast geladen,
nachgiebig wie schmelzendes Eis,
einfach wie unbehauenes Holz,
weit wie das Tal,
undurchschaubar wie trübes Wasser.

Wer dieses Tao bewahrt,
begeht nicht andere Fülle.
Doch nur, wer anderer fülle nicht begehrt,
den kann das Neue nicht blenden,
er kann gering sein
und zur Vollendung gelangen TTK 15

Meister, Lehrer und Schüler

Wirkliche Meister der feinen asiatischen Bewegungskünste gibt es nur wenige. Und die halten sich eher bedeckt. Es genügt übrigens nicht, sich den Titel auf eine Visitenkarte zu schreiben oder sich als solcher auszugeben und rein zufällig ein asiatisches Gesicht zu haben.

Meister haben die zusätzliche - zu ihrer körperlichen Perfektion - Gabe, jenseits von Worten, durch ihre Strahlung zu wirken.

Viele Worte schnell zerrinnen,
Weit besser ist, das Innere zu bewahren. TTK 5

Lehrer der Bewegungskünste gibt es viele. Die meisten haben ein gewisses Verständnis, eine erste Verwirklichung in den Seins-Prinzipien. Entscheidend für einen Lehrer ist nicht nur die hohe technische Perfektion, sondern auch die Fähigkeit, diese weitergeben zu können. Es gibt Lehrer, die sind technisch einwandfrei, aber nicht in der Lage, jemanden heranzubilden. Andererseits gibt es Lehrer, die technisch vielleicht nicht den allerletzten Schliff haben, aber wunderbare didaktische Fähigkeiten. Sie gestalten das Training interessant, sachlich und mit Humor.

Ein guter Lehrer kann ebenso hart und unnachgiebig sein, wenn es darum geht, das Ego zu entlarven oder schlampige Techniken zu korrigieren, wie mitfühlend und voller Liebe. Beides gehört zusammen.

Nicht ehren seinen Lehrer,
Nicht lieben seinen Schüler
Trotz allem Wissen, es wäre eine große Verblendung. TTK 27

Wann ist man ein wirklicher Schüler der feinen asiatischen Kampfkünste? Schüler sein ist nichts Abwertendes, sondern ganz im Gegenteil. Ein wirklicher, echter Schüler ist eher die Ausnahme und somit etwas ganz Besonderes. Was macht ihn nun aus, diesen wirklichen Schüler?

Hingabe, mit Körper und, wichtig, mit dem Geist. Eine neugierige Offenheit, Neues zu erarbeiten, Altes in Frage zu stellen und über sich selbst hinauszuwachsen. Die nötige Geduld mitzubringen, um ehrliche Schritte auf dem Weg zu gehen und nicht zu tricksen.

Einen Volkshochschulkurs zu belegen, anschließend eine, meist teure, Ausbildung zum x-Lehrer zu absolvieren, qualifiziert dich bei weitem nicht! Und noch etwas, was vielleicht heute eher verloren gegangen ist: den nötigen Respekt und die Achtung vor deiner von dir ausgewählten Bewegungskunst und deinem Lehrer. Dabei musst du nicht vor Ehrfurcht erstarren, sondern es geht um Wertschätzung für denjenigen, der schon Jahre oder vielleicht sogar Jahrzehnte den Weg vor dir beschritten hat und um Wertschätzung einer Bewegungskunst, die hunderte oder vielleicht schon tausend Jahre alt ist.

Zusammengefasst nennt man das im Zen: Zen-Geist ist Anfänger-Geist. Und im Budo (jap. Kampfkünste) gibt es die Metapher vom weißen Gürtel: Komme stets, egal welche Graduierung du hast und wie lange du schon trainierst, innerlich, mit dem weißen Gürtel zum Training, so bewahrst du den Anfänger-Geist. Diese Einstellung lohnt sich auch für ein ganzes (zufriedenes) Leben.

Liebe

Das offene Herz

Der Weise hat kein verschlossenes Herz,
die Herzen der Menschen
sind ihm sein eigenes Herz.

Den Guten bin ich gut,
den Nichtguten bin ich auch gut.
Wahre Wirkkraft ist Güte.

Den Aufrichtigen bin ich aufrichtig,
den Nichtaufrichtigen bin ich auch aufrichtig.
Wahre Wirkkraft ist Aufrichtigkeit.

Der Weise lebt still inmitten der Welt,
sein Herz ist ein offener Raum.
Die Menschen schauen und hören ihn,
und er sieht in allen seine Kinder.
TTK 49

Liebe

Heute sagt man: ich liebe mein Auto und ich liebe meine Nuss-Nugat-Creme! Das ist nicht die Liebe, von der ich hier sprechen möchte. Klar haben wir viele Dinge sehr gerne, aber mir geht es um eine viel tiefere Dimension.

Darum:
Beständiges Nicht-Begehren
Schaut das Geheimste
Beständiges Begehren
Schaut nur das Begrenzte. TTK 1

Liebe im Sinne von Einheit, von Verschmelzen - im besten Sinne Verschmelzen von Gegensätzen - ganz eins werden mit dem, was man tut. Nehmen wir unsere feinen Bewegungskünste: da sind ich, mein Training und meine Ziele, die ich mir gesteckt habe und schon sind wir zu dritt. Wenn du aber eintauchst, ganz eins wirst, mit den Bewegungen und auch noch alle Bestrebungen vergisst, am besten dich selbst vergisst, schmeckst du schon die Dimension, auf die ich hinaus will. Das, was ich hier in zwei Sätzen skizziert habe, ist ein unheimlich hohes, anspruchsvolles Ziel. Denn wir stehen uns immer selbst im Weg, und es ist kein Leichtes, dich selbst aus dem Weg zu räumen. Für viele eine lebenslange Aufgabe, vielleicht schaffst du auch keine 100% Verwirklichung, aber jeder noch so kleine Schritt in diese Richtung bringt dich auf deinem Weg zu dir selbst weiter. Und Zufriedenheit mit dem, was du erreicht hast, ist eben auch schon ein Stück dieser großen Liebe, die es im ganzen Umfang zu verwirklichen gilt.

Drei Kleinode

Alle Welt sagt, mein Weg sei zwar groß, doch aus der Art geschlagen.
Eben, weil er groß ist, ist er aus der Art geschlagen.
Wäre er nicht aus der Art geschlagen, so wäre er unbedeutend.

Ich besitze drei Kleinode die ich schätze und bewahre.
Das erste heißt: Liebe, das zweite heißt: Genügsamkeit,
und das dritte: Nicht wagen, in der Welt voran zu sein.

Durch Liebe kann man furchtlos sein.
Durch Genügsamkeit kann man großzügig sein.
Wagt man nicht, in der Welt voran zu sein,
kann man erster unter den Menschen sein.

Heutzutage verschmäht man die Liebe und ist dazu noch übermütig,
verschmäht man die Genügsamkeit und ist dazu noch verschwenderisch,
verschmäht man es zurückzustehen und drängt auch noch nach vorn.
Das ist dem Tod geweiht.

Wenn man Liebe hat im Kampf, dann siegt man,
hat man sie bei der Verteidigung, ist man unbezwingbar.

Wen der Himmel bewahren will, den schützt er durch die Liebe. TTK 67

Weisheit

Deshalb der wahrhaft Große:
Er verweilt bei innerer Fülle
Und nicht beim äußeren Schein.
Er hängt nicht an der Hülle
Und lebt nur aus dem Sein.

Darum:
Das eine lass, das andere erfass! TTK 38

Weisheit

Viele Menschen verwechseln Weisheit mit Wissen, mit klug sein, mit Intelligenz oder mit einem scharfen Verstand. Wenn jemand ein kluger Mensch ist, ist das ganz wunderbar. Und wenn man noch über reichlich Intelligenz verfügt ebenso. Hat aber nichts mit Weisheit zu tun. Viele kluge und intelligente Menschen tun schreckliche Dinge, warum, weil sie egogesteuert sind. Und das nun schlaue Ego legt sich alles so zurecht, wie es ihm passt. Weisheit kommt nicht von dieser Welt, die Weisheit die ich meine, kann man nicht studieren oder erlernen. Weisheit, die ich meine, verbindet Kopf (Verstand) und Herz (Gefühl) zu einer neuen Dimension. Allerdings muss vorher eine Transformation des Egos stattgefunden haben, sonst verbindet man Ego-Verstand mit Ego-Gefühl und da kommt niemals Weisheit raus!

Wissen um sein Nichtwissen

Wissen um sein Nichtwissen ist Größe.
Nicht wissen um sein Nichtwissen ist Leiden.
Doch nur, wer dieses Leiden als Leiden erkennt,
wird dadurch frei vom Leiden.

Der Weise leidet nicht,
weil er dieses Leiden als Leiden erkannt hat.
Darum ist er frei vom Leiden. TTK 71

Im reinen, wahren Menschen ist Weisheit ständig verfügbar. Egal ob du eine hohe Schulbildung genossen hast oder nicht. Manchmal, wenn du in dir ruhst, nicht getrieben wirst von deinen Befindlichkeiten, kommt Weisheit ganz natürlich zutage. Anstrengungslos und absichtslos. Einfach so. Durch praktische Zen-Meditation und das Pflegen deiner feinen Körperkünste schließt du dir diese deine innere Weisheit immer weiter auf. Sie scheint immer mehr durch dich hindurch und das Tolle ist, sie wird immer mehr durch dich gelebt. Sie ist also keine tote Weisheit, sondern eine lebendige Weisheit, die sich in deinem ganzen Leben offenbart.

Das Große im Kleinen erkennen

Tue das Nicht-Tun.
Schaffe ohne Geschäftigkeit.
Schmecke ohne Geschmack.
Erkenne das Große im Kleinen
und das Viele im Wenigen.

Vergelte Unrecht mit Güte.

Plane das Schwierige, solange es leicht ist.
Tue das Große, solange es klein ist.

Die schwierigen Dinge der Welt
beginnen stets im Leichten.
Die großen Dinge der Welt
beginnen stets im Kleinen.

Darum der Weise:
Nie beginnt er mit Großem,
darum kann er Großes vollenden.

Wer leichthin verspricht, hält selten sein Wort.
Wer vieles zu leicht nimmt,
bekommt viele Schwierigkeiten.

Darum der Weise:
Da er nichts zu leicht nimmt,
bleibt er ohne Schwierigkeiten. TTK 63

Der wahre Mensch und der Sinn

Was ist unter einem wahren Menschen zu verstehen? Die wahren Menschen des Altertums scheuten sich nicht davor, wenn sie (mit ihrer Erkenntnis) allein blieben. Sie vollbrachten keine Heldentaten, sie schmiedeten keine Pläne. Darum hatten sie beim Mißlingen keinen Grund zur Reue, beim Gelingen keinen Grund zum Selbstgefühl; darum konnten sie die höchsten Höhen ersteigen, ohne zu schwindeln; sie konnten ins Wasser gehen, ohne benetzt zu werden; sie konnten durchs Feuer schreiten, ohne verbrannt zu werden. Auf diese Weise vermochte sich ihre Erkenntnis zu erheben zur Übereinstimmung mit dem Sinn.

Die wahren Menschen des Altertums hatten während des Schlafes keine Träume und beim Erwachen keine Angst. Ihre Speise war einfach, ihr Atem tief. Die wahren Menschen holten ihren Atem von ganz unten herauf, während die gewöhnlichen Menschen nur mit der Kehle atmen. Krampfhaft und mühsam stoßen sie ihre Worte heraus, als erbrächen sie sie. Je tiefer die Leidenschaften eines Menschen sind, desto seichter sind die Regungen des göttlichen in ihm.

Die wahren Menschen der Vorzeit kannten nicht die Lust am Geborenen und nicht den Abscheu vor dem Sterben. Ihr Eintritt (in die Welt der Körperlichkeit) war für sie keine Freude, ihr Eingang ins Jenseits) war ohne Widerstreben. Gelassen gingen sie gelesen kamen sie Sie vergaßen nicht ihren Ursprung; sie strebten nicht dem Ende zu sie nahmen ihr Schicksal hin und freuten sich darüber, und (des Todes vergessend) kehrten sie ins Jenseits) zurück. So beeinträchtigten sie nicht durch ihre eigene Bewusstheit den Sinn und suchten nicht durch ihr Menschliches der Natur zu Hilfe zu kommen. Also sind die waren Menschen.

Dadurch erreichten sie es, dass ihr Herz fest wurde, ihr Antlitz unbewegt und ihre Stirne einfach heiter. Waren sie kühl, so war es wie die Kühle des Herbstes; waren sie warm, so war es wie die Wärme des Frühlings. All ihre Gefühlsäußerungen waren unpersönlich wie die vier Jahreszeiten. Allen Wesen begegneten sie, wie es ihnen entsprach, und niemand konnte ihr Letztes durchschauen. Zz S. 83

Der Brunnenfrosch

Ein Frosch, der Zeit seines Lebens in einem Brunnen verbracht hatte, erhielt eines Tages Besuch von einer Schildkröte, die am Ufer des Meeres lebte.

„Woher kommst du?“ fragte der Brunnenfrosch.
„Vom großem Meer“, sagte sein Gast.
„Wie groß ist dein Meer?“ wollte der Brunnenfrosch wissen.
„Es ist riesig.“
„Etwa 1/4 der Größe meines Brunnens?“
„Oh, viel größer!“ rief die Schildkröte, die vom Meeresufer kam.
„Hab so groß?“.
„Nein, viel größer.“
„Also die gleiche Größe wie mein Brunnen?“
„Nein! Nein! Viel, viel größer!“
„Ausgeschlossen!“ sagte der Brunnenfrosch. Etwas größeres als meinen Brunnen
kann es gar nicht geben.

Quintessenz

Mit einem Brunnenfrosch kann man nicht über den Ozean reden, der ist beschränkt auf sein Loch. Mit einem Schlaumeier kann man nicht über das Leben reden, er ist begrenzt durch sein Wissen. Darum: Sei kein Frosch!

Tod

Erkennen des Ewigen

Das äußere Leersein erreiche,
die unerschütterliche Stille bewahre.
Die abertausend Dinge entfalten sich,
aber ich schaue, wie sie sich wieder zurückwenden.

Denn erblühen die Wesen prächtig und bunt,
kehren sie wieder heim zum Wurzelgrund.

Heimkehr zur Wurzel heißt: Stille.
Stille heißt: Rückkehr zur Bestimmung.
Rückkehr zur Bestimmung heißt: Ewigkeit.
Erkennen des Ewigen heißt: Erleuchtung.

Nichterkennen des Ewigen aber
schafft unheilvolle Verwirrung.

Wer das Ewige erkennt, ist allumfassend.
Der Allumfassende ist zu allen gerecht.
Der Gerechte ist königlich.
Der Königliche ist von himmlischer Art.
Der Himmlische ist eins mit dem Tao.

Wer eins ist mit Tao, kann ewig währen.
Sinkt sein Leib dahin, ist er ohne Gefahr. TTK 16

Tod

Das kann ja wohl nicht wahr sein? Jetzt spricht der auch noch über den Tod - was bitte schön hat der Tod mit den feinen Bewegungskünsten zu tun? Fangen wir vorne an und hören hinten auf:

Wenn du das Wort Tod durch das Wort Absterben oder, gefälliger, Loslassen ersetzt, ergeben sich ganz neue Assoziationen. Wenn du eine Treppe steigst, musst du, um höher zu kommen, die unterste Stufe loslassen (übersteigen). Wenn du trainierst, musst du Erlerntes loslassen oder - vielleicht besser verständlich - übersteigen, um Neues zu erlernen und dich weiterzuentwickeln. Beamen gibt es nur im Kino. Du musst immer erst die erste Stufe gehen, um an die Spitze zu gelangen: Also lernen - loslassen - wieder lernen - loslassen - wieder lernen …. Ein gutes Training ist immer eine Reise. Man hält sich nicht sehr lange an einem Ort auf. Aber, bitte dieses Prinzip nicht missverstehen. Da, wo man gerade in seiner Trainingsentwicklung ist, ist man genau richtig. Du bist nicht auf der Flucht. Beide Prinzipien ergänzen sich auf vollkommene Art und Weise. Verweilen, sich einlassen, in sich ruhen und aus dieser Ruhe heraus, aus der eigenen Mitte heraus, in die Bewegung, in die Weiterentwicklung kommen.

Unser Körper altert. Auf unserem körperlichen Zenit haben wir die größte Beweglichkeit, sind unsere Muskeln am stärksten, haben wir die meiste Ausdauer, die beste Kondition und Koordination. Das geht mit dem Alterungsprozess mehr und mehr verloren. Das kannst du auch noch super beschleunigen: einfach möglichst viel Alkohol trinken, rauchen wie ein Schlot, schön fettig und süß essen und ganz wichtig wenig, am besten gar nicht bewegen. Dann hast du den Turbo eingelegt. Glückwunsch! Nein, das war ironisch gemeint. Bringt uns aber auf die richtige Spur.

Ich will mich an diesen Punkten nicht abarbeiten und vertraue auf dich, du weisst was zu tun ist und was es zu lassen gilt.

Mir ist wichtig, dass du deinen Körper in seiner Entwicklung akzeptierst. Vergleiche dich nicht mit Anderen. Bleibe bei dir selber und akzeptiere (körperliche) Veränderung. Ich persönlich schaue lieber in ein entspanntes Gesicht, an dem ein Körper mit leichtem Übergewicht dran hängt als auf einen durchtrainierten Körper, wo das Gesicht Verbissenheit ausstrahlt.

Wer einmal seine Mutter fand,
der hat sich als ihr Kind erkannt.
Hat er sich als ihr Kind erkannt,
bleibt er stets der Mutter nah,
sinkt sein Leib dahin, ist er ohne Gefahr. TTK 52

Wir sterben. Unweigerlich. Keiner weiss wann, das ist die größte Ungewissheit und die größte Gewissheit ist, keiner wird ausgenommen. Was macht diese Tatsache mit uns? Die meisten Menschen ignorieren ihre Vergänglichkeit. Bestenfalls relativieren sie sie, klar sterbe ich irgendwann, aber doch noch nicht jetzt. Und jetzt will ich leben. Dieses Jetzt ist aber leider kein Seinsgrund, sondern nur ein Egogedachtes- Jetzt, um sich egomäßig auszuleben.

Eine mit Sinn erfüllende Sichtweise ist, was unsere Vergänglichkeit von uns fordert: das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Und wenn unsere Lebenszeit begrenzt ist, werden wir als spirituelle Menschen unsere Zeit nicht nur mit Nebensächlichkeiten verschwenden. Man kann natürlich nicht den ganzen Tag nur höchst sinnhafte Dinge tun. Irgendwann müssen wir auch mal profane Dinge tun: Müll runterbringen und die Fenster reinigen …aber mit der richtigen Geisteshaltung können auch solch einfache Tätigkeiten sinnstiftend sein. Aber wie viel Zeit verschwenden wir durch zu langes Surfen im Internet, das überbordende Angebot an Freizeitaktivitäten und tausend andere Ego-Spielchen, die unendlich viel Zeit kosten - unsere wertvolle Lebenszeit.

Ohne aus dem Haus zu gehen,
kann man die ganze Welt verstehen,
Ohne aus dem Fenster zu sehen,
kann man das Tao des Himmels erkennen. TTK 47

Wenn du den Tod annimmst, als Lehrmeister und nicht als Schreckgespenst, kannst du unendlich viel profitieren. Und dann erkennst du: Tod und Leben gehören zusammen, wie Einatmung und Ausatmung. Nichts kann für sich alleine existieren. Nur wo du beides akzeptierst und in dein Leben integrierst, kommst du zu wirklicher Blüte. Menschen, denen das gelungen ist, strahlen es durch ihre Gesichtsmimik aus, sie strahlen es durch ihren ganzen Körper aus. Und das ist wirkliche Ausstrahlung, die kommt von innen und ist nicht aufgemalt oder modisch erkauft. Und dann ist ein älterer Mensch auch schön, weil sich in ihm die Unendlichkeit des Seins spiegelt. Gerne durch ein paar Falten und graue Haare hindurch - das macht gar nichts. Menschen die am Ende ihres Lebens im großen Vertrauen stehen, strahlen diese Dimension besonders durch ihre Augen aus. Dort sieht man eine große Zufriedenheit, eine große Freude und die Gnade, durch ein wahrhaftiges Leben zu sich selbst gekommen zu sein. Amen.

Jenseits des Todes

Ausgehen ins Leben ist Eingehen ins Sterben.

Drei von zehn sich zum Leben erheben.
Drei von zehn dem Tod zustreben.
Drei Menschen von zehn geraten in Not,
denn sie treiben sich selbst in den Tod.

Warum ist das so?
Weil sie des Lebens Übermaß leben.

Denn ich habe gehört:
Wer gut das Leben zu wahren weiss,
der wandert durch das Land und flieht nicht vor Nashorn und Tiger.
Er schreitet durch ein Kriegsherr und trägt nicht Rüstung und Waffen.
Das Nashorn findet nichts, sein Horn hineinzustoßen.
Der Tiger findet nichts, seine Kralle hineinzuschlagen.
Die Waffe findet nichts, ihre Spitze hineinzubohren.

Warum ist das so?
Weil er jenseits des Todes ist. TTK 50

Im Nicht-Tun verweilen

Wer sich dem Lernen hingibt,
nimmt täglich zu.
Wer sich dem Tao hingibt,
nimmt täglich ab.
Nimmt ab und abermals ab
und kommt so zum Nicht-Tun.

Verweilend im Nicht-Tun bleibt doch nichts ungetan.

Will man die Welt gewinnen,
so sei man stets frei von Geschäftigkeit.
Ist einer viel beschäftigt,
so eignet er sich nicht, die Welt zu gewinnen. TTK 48

Wahre Worte

Wahre Worte sind nicht schön,
schöne Worte sind nicht wahr.

Der Gute redet nicht gefällig,
wer gefällig redet, ist nicht gut.
Der Weise ist nicht gelehrt,
der Gelehrte ist nicht weise.

Der Weise häuft keinen Besitz an,
je mehr er für die Menschen tut,
desto mehr besitzt er.
Je mehr er den Menschen gibt,
desto mehr empfängt er.

Das Tao des Himmels ist:
nützen, ohne zu schaden.

Das Tao des Weisen ist:
tun, ohne zu streiten. TTK 81

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